Ein paar Gedanken-Bruchstücke am Ende des Jahres…
Keiner kann behaupten, dass 2025 ein sozial oder politisch langweiliges Jahr gewesen sei. Die politischen Umwälzungen sind nicht mehr Anfangshaft, sondern im vollen Schwung. Und die Konsequenzen auf vielen Ebenen brutal verstörend und soziale Kohäsion und internationales Recht zerstörend.
Covid und seine Folgen, das massiv gewachsene Misstrauen gegenüber Politik und das ständige Bombardement und die Manipulation durch Social Media zeigen Folgen. Autokraten sowie korrupte Geld- und IT Oligarchen feiern ihre ungehemmte Macht in den USA und es zeigt sich, wie die EU es versäumt/verschlafen hat, ihre ihr eigentlich zustehende Rolle einzunehmen und sich unabhängig zu machen von den Spiellaunen der USA oder China. Hinzu kommt eine doch weiterhin erhebliche Ignoranz gegenüber dem Nachbarkontinent Afrika, der hauptsächlich als Lieferant von Rohstoffen und als Gefahr durch Flüchtlinge angesehen wird. In Gaza hat sich das moralische Versagen der Weltgemeinschaft manifestiert – es scheint, dass die Welt eine neue Spirale des “Wilden Westens” betritt, wo die Macht des Stärkeren der einzige Maßstab von Politik ist. Rechte Parteien in Europa, unterstützt von den USA, versuchen auch dort, die Errungenschaften von Demokratie, Recht und Menschenrechten zu sabotieren und durch eher faschistisch anmutende Strukturen zu ersetzen. Mit einem Satz: The world is a mess!
Das hat natürlich auch Konsequenzen für NGO’s. Unsicherheit und der Angriff auf Menschlichkeit, Recht und Rechtssicherheit; wirtschaftliche Sorgen und der Mangel an Perspektiven schlagen sich immer im Leben der Nicht-Regierungsorganisationen nieder. Auch, weil die Arbeit von NGO’s in weiten Kreisen immer noch als pure Charity gesehen wird. Man spendet, wenn man hat, und wenn die Zukunft unsicher ist, dann hält man zurück, weil man ja nie weiß, wo man selber bleiben wird. Das ist im Privaten, aber auch in wirtschaftlichen Kreisen so.
Für 2026 wünsche ich mir, dass NGO’s immer mehr als das erkannt werden, was sie so oft in Wahrheit sind: Entrepreneure mit der Möglichkeit, schneller und zielgenauer Situationen zu bearbeiten oder zu erschaffen, die dann Perspektiven bieten für alle Seiten. Es ist keine Einbahnstraße. Und was Afrika angeht, so wird sich Europa hoffentlich immer mehr mit dem Kontinent beschäftigen, der auch Europa selber eine Perspektive bietet.
Ich wünsche mir, dass NGO und Wirtschaft in diesem Zusammenhang viel mehr kooperiert und gegenseitig verstehen, dass Firmen nicht nur Geldgeber sind und NGO’s nicht nur naive Gutmenschen.
Zusammen könnten sie auch ein Narrativ formulieren, das z.B. in Deutschland momentan in der großen Politik nicht möglich erscheint. Ein Narrativ, das Afrika aus dem politisierten und fast schon standardisierten Dauergefecht über die Gefahren der Flüchtlingsströme und des Asyls herausholt und damit auch in diesem Bereich endlich wieder auf ein Gesprächsniveau kommt, das die Gesellschaft und Wirtschaft voranbringt.
Ich wünsche mir für 2026, dass wir im Bereich Facharbeiter zu mehr Ethik und weniger Kolonialismus kommen. Es müssen Strategien her, die eine wirkliche win-win-win Situation erlaubt – nicht auf dem Papier, sondern in der Realität. Eine Perspektive, die auch die Altersstruktur von Ländern mit berücksichtigt und vielleicht Fragen von Standorten und Investitionen, aber auch wo Arbeit generell sich hinentwickelt in Zeiten von KI, mitberücksichtigt. Bi-nationale Ausbildung wäre da auch ein Thema. Kurzfristige Lösungen suchen heißt langfristig Dinge zu komplizieren. Vom Ende her zu denken ist notwendig. Damit das passiert, muss Politik wesentlich mehr an Realität angebunden sein. Und das heißt im Parlament weniger Berufspolitiker, sondern Menschen, die soziale oder wirtschaftliche Kompetenz aus eigener Erfahrung haben. Und da sind wir dann schon wieder bei der Frage des Vertrauens in die Demokratie – und was besser oder anders werden muss.
In diesen Zeiten können wir die Zeit damit verbringen zu klagen – oder aber das tun, was NGO’s wie HOPE Cape Town tut: bedenken, anpacken, Strategien entwickeln, die in die Zukunft weisen. Aufgeben oder sich dem rechtsradikalen Zeitgeist fügen ist keine Alternative. Menschen gewinnen Überzeugungen, indem sie sehen und erfahren, dass ihr Leben besser oder gar sinnvoller wird. Während Social Media momentan eher eine negative globale Rolle spielt, gilt es diesem Trend positive Nachrichten entgegenzusetzen. Die Botschaft von Weihnachten sprach von den “Menschen guten Willens”. Das ist, so glaube ich, die Mehrheit der Weltbevölkerung – und die Aussage ist nicht fromm gemeint oder zu verstehen, sondern sie meint über die Privatsphäre hinaus durchaus jeden an seinem Platz – ganz praktisch und im Leben stehend.
Menschen, die unbeirrt anpacken, eine EU, die sich ihres eigenen Status und ihrer Möglichkeiten als Hort von Wirtschaftskraft, Demokratie und Perspektive bewusst ist und daraus handelt, ein Afrikabild, das die Möglichkeiten sieht und nicht nur Gefahren – sowie einen afrikanischen Kontinent, der selbstbewusst weniger die Hand aufhält, sondern sein Positivum einbringt und wirklich Partner wird – das möge 2026 uns schenken.


