Momentan durch Deutschland zu reisen ist eine Herausforderung. Die Meldungen über steigenden Zahlen Corona Infizierter, die schrillen Töne der Impfgegner und Querdenker und eine allgemein einsetzende Frustration und Ängstlichkeit machen die Begegnungen im Lande der Dichter und Denker schwierig.
Ich habe mich oft gefragt, warum eine Impfpflicht von vorneherein von der Politik ausgeschlossen wurde; ebenfalls frage ich mich, warum eine lautstarke Minderheit eine Gesellschaft vorführen darf.
Auf der anderen Seite: Um politisch korrekt zu sein: Ja, wer keinen Nanny-Staat will, der muss die Freiheit des Einzelnen ernst nehmen. Und trotzdem sollte klar sein: Wer in sozialen oder pflegerischen Berufen arbeitet, der hat eine Pflicht, die Schutzbefohlenen zu schützen. Alleine die Tatsache, dass in Deutschland dieses immer noch diskutiert wird ist für mich ein Rätsel.
Wir brauchen eine Balance zwischen Freiheit und Eigenverantwortung perspektivisch auf die Gesellschaft hin. Das hieße für mich, dass die Anzahl der Intensivbetten beschränkt wird für diejenigen, die ungeimpft bleiben wollen. Das würde den anderen, die ebenfalls Intensivmedizin brauchen oder eine notwendige Behandlung die berechtigte Sorge nehmen, dass sie die Verlierer in dieser Situation sind; oder dass sie früher sterben müssen, nicht durch Corona, sondern wegen Corona und der Freiheit anderer, sich nicht zu schützen. Und für den Nicht-Geimpften wird die Grenze deutlich, wo die Gesellschaft die Konsequenzen seiner freiheitlichen Entscheidung nicht mehr mittragen kann. Das oft gehörte Argument, man trage gerne das Risiko der eigenen Entscheidung, bekommt damit dann auch Inhalt und Klarheit.
In Zeiten wie diese zeigt sich die Charakterstärke von Menschen, die in die Verantwortung gewählt worden sind. Hier zeigt sich, ob Verantwortliche den Mut haben, harte Wahrheiten und klare Entscheidungen zu treffen, die Freiheiten, aber auch Pflichten und Möglichkeiten ausbalancieren. Das Land der Dichter und Denker braucht dringend eine klare Richtung.