Wer Deutschland Ende 2021 in Covid-19 Zeiten von der Ferne beobachtet, der fragt sich in der Tat oft, warum dieses Land und seine Verantwortlichen einen Zickzack-Kurs fahren, der von “political correctness” , Augenwischerei im Inneren und von einer schon besonderen Aktionismus-Ignoranz nach außen geprägt ist.
Das schadet der Demokratie, der Gesundheit und dem Frieden in der Welt.
Während am Anfang der Pandemie Politiker genauso ratlos und vorsichtig waren wie jeder Bürger, hat sich das doch in den letzten Monaten verändert: Man weiß mehr über den Virus – zum Beispiel, dass Reiseverbote keinen Virus stoppen, sondern nur Menschenleben ökonomisch und sozial gefährden – besonders wenn es um Afrika geht. Aber fröhlich werden Reisebeschränkungen verschärft – besonders wenn es um Afrika geht. Wie lange wurde wegen der Beta Variante – die relativ kurzlebig war – Südafrika auf der Liste gehalten, die Reisen für Südafrikaner unmöglich machten?
Und auch jetzt mit Omikron – während viele Länder ihre schnell eingeführten Beschränkungen auch schnell wieder aufheben, bleibt Deutschland nicht nur dabei stehen, sondern verschärft die Regeln.
Da ist dann zum Beispiel die 14-tägige Quarantäne, nicht verkürzbar. Sie widerspricht wissenschaftlichen Erkenntnissen, ist in der Länge ein unnötiges und untaugliches Mittel und macht Reisenden unnötig das Leben schwer. Kein Problem für die Regierenden: es scheint, dass der Anschein von Schutzvorschriften bereits ausreicht – untaugliche Regeln einfach aufrechtzuerhalten.
Nicht nur die WHO, sondern auch Virologen und Fachleute aus aller Welt zeigen immer wieder auf, dass legitimer Schutz, gerade auch beim Reisen auch anders gehen kann.
Dass Covid-19 auch eine untergeordnete Rolle spielen kann, wenn es um Politik in Sachen Wiederwahl geht, hat die Zeit vor den Bundestagswahlen gezeigt, wo der Virus für die letzten 5 Wochen des heißen Wahlkampfes fast vollkommen ignoriert wurde.
Die Kommerzialisierung vom Gesundheitsversorgung, die Angst der Politik vor klaren Entscheidungen, das Politisieren der Medizin und Virologen mit politischer Ambition, die Ignoranz für die psychologischen Folgen von Lockdowns und den realen Sorgen von normalen Familien – alles Themen, die es gilt, aufzuarbeiten.
Hinzu kommt die Rolle der Medien, die oft jede noch so kleine Forschungsarbeit instrumentalisiert, um wieder eine reißerische Headline zu haben. Das hat nichts mehr mit Informationsweitergabe zu tun. Auch die Konstanz des Themas in jeder Talkshow – oft mit wiederkehrenden Gästen – und täglichen Sondersendungen wird irgendwann kontra-produktiv.
Querdenker – militante Impfgegner: es gibt eine Grenze wo Toleranz zu Verrat an Werten wird. Natürlich gibt es Menschen, die eine Impfung nicht vertragen – natürlich gibt es Menschen, die echte Sorgen und Misstrauen haben. Aber es geht nicht an, dass eine kleine Minderheit die Pandemie verlängert; und auch hier spielt die Presse eine Rolle, wenn man Berichterstattungen über Querdenker und Demos im Verhältnis zu wirklichen Anzahl von Querdenkern sieht.
Die jetzige Situation bestraft die Kranken, die auf eine notwendige Operation oder Behandlung warten: diejenigen, die mit Krebs oder anderen lebensbedrohlichen Krankheiten kämpfen – diejenigen, deren Leben durch Behinderungen, die zu beheben wären, unnötig kompliziert wird. Vielleicht ist es an der Zeit, dem Fakt, dass die überwiegende Mehrzahl der Patienten auf Intensivstationen Ungeimpfte sind, mehr Gewicht zu geben. Eine Quote für Intensivbetten für Impfverweigerer, sodass andere Menschen der Gesellschaft keinen Schaden leiden müssen? Freiheit hat immer auch Konsequenzen – und vielleicht steht ja auch der “Nanny Staat” nun auf dem Prüfstand. Solidarität heißt auch die zu bedenken, die Nachteile haben durch die Verweigerung von geeigneten Maßnahmen in einer Pandemie, die das gesellschaftliche Leben bedroht. Und das gängige Gegenargument, dass ja auch dem Raucher geholfen wird, zählt in unsere Situation überhaupt nicht. Hier ist der Ethikrat gefordert, der – wenn man sich die letzten TV-Interviews anschaut, auch nicht unbedingt entscheidungsfreudig ist.
Überregulierung, politisches Show-off, um Aktion zu demonstrieren im Wissen, dass es so nicht klappt, Ignoranz für Fakten und Angst, etwas falsch zu machen als Ratgeber – es ist besorgniserregend. Und dass zeitweise andere Länder auch chaotisch handeln, macht es einfach nicht besser.
Corona hat gezeigt, wo Schwachstellen aktueller politischer Systeme und gesellschaftlicher Strukturen liegen, der Virus hat gezeigt, dass die Menschheit nicht so weit gekommen ist, wie gedacht. Und dass wir Teil eines großen Ganzen sind und nicht die Herren der Schöpfung.
Er hat auch die Gräben zwischen Arm und Reich wieder deutlich gemacht und viele Sonntagsreden über gemeinsame Werte und Verantwortung bloß gestellt.
Die Unausgeglichenheit von Bürgern, die Unsicherheit der Politik, die psychologischen Folgen gerade auch für die Jüngeren werden uns noch lange nach Ende der Pandemie beschäftigen.